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Dein Mutterpass

Der Mutterpass - ein Dokument der dich und dein Kind schützen soll. Er wird dir nach der Feststellung einer intakten Schwangerschaft von deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt ausgehändigt. Hier werden alle Befunde während deiner Schwangerschaft und nach der Geburt festgehalten. Der Mutterpass ist in deiner Schwangerschaft dein ständiger Begleiter - er sorgt im Notfall für eine sofortige richtige Behandlung!

Nur was genau steht im Mutterpass und was bedeuten die zig Abkürzungen?

Nach diesem Blogbeitrag kannst auch du den Mutterpass wie ein Profi lesen.


Seite 1 - Adressen & Termine

Der Adressatstempel deiner Hebamme, deines betreuenden Frauenarztes und deiner Entbindungseinrichtung findest du hier. Diese sind für uns Fachgruppen wichtig, damit wir wissen, wer dich während und nach der Schwangerschaft betreut. Im Notfall kann sofort mit den wissenden Personen rückgesprochen werden. Und du hast die wichtigsten Eckdaten deiner betreuenden Fachkräfte parat.


Auf dem unteren Teil werden deine Vorsorge-, Ultraschall- oder Kontrolltermine eingetragen.


Seite 2 - Blutgruppe, Antikörper-Suchtest & Rötelntiter

Blutgruppenzugehörigkeit

Hier steht deine Blutgruppe mit deinem Rhesusfaktor. Dies dient im Notfall zur schnellen Auskunft bei einer anstehenden Operation oder Bluttransfusion.


Antikörper-Suchtest

Der Antikörper-Suchtest dient zur Früherkennung eines Morbus haemolyticus. Dies ist eine Blutarmut des Un-/Neugeborenen, ausgelöst durch positive Antikörper der Mutter.


Röteln-Antikörpertest

Eine Testung auf Röteln-Antikörper ist nur dann erforderlich, wenn bei dir keine zweimalige Röteln-Impfung erfolgt ist. Liegt kein Nachweis einer Impfung vor, wird untersucht, ob du einen ausreichenden Immunschutz besitzt. Steckst du dich in der Frühschwangerschaft mit Röteln an, kann dies zu Missbildungen bei deinem Ungeborenen führen. In der Schwangerschaft wird eine Röteln-Impfung nicht durchgeführt, da es sich um eine Lebendimpfung handelt. Es ist ratsam, sich prophylaktisch vor dem Kinderwunsch oder spätestens nach der ersten Schwangerschaft impfen zu lassen.

Seite 3 - Infektionskrankheiten

Es gibt eine Reihe an Krankheitserregern die deinem Kind während der Schwangerschaft, unter- oder nach der Geburt schaden können.


Nachweis von Chlamydia trachomatis-DNA

Eine bestehende Chlamydien-Infektion kann zu Entzündungen der Lunge, der Augen oder der Harnorgane führen. Durch eine vaginale Geburt werden die Bakterien auf das Kind übertragen und können auch bei ihm ein schweres Krankheitsbild hervorrufen.

Dieser Test wird durch eine Urinprobe durchgeführt.


Antikörper-Suchtest-Kontrolle

In der 24. bis 27. Schwangerschaftswoche wird prophylaktisch erneut ein Antikörper-Suchtest durchgeführt.


Röteln-Antikörpertest

Wenn keine Röteln-Antikörper vorhanden sind, da du weder geimpft bist, noch die Krankheit durchstanden hast, wird in der 17. Schwangerschaftswoche der Antikörper-Suchtest auf Röteln erneut durchgeführt.


LSR-Test

LSR steht für Lues-Such-Reaktion. Lues wird auch als Syphilis bezeichnet. Die Geschlechtskrankheit ist eine Gefahr für das Kind und kann es schwer schädigen. Das Ergebnis des Tests wird nicht im Mutterpass dokumentiert.


Nachweis von HBs-Antigen

HB steht für die Lebererkrankung Hepatitis B. Im letzten Schwangerschaftsdrittel wird dieser Bluttest durchgeführt, um bei einer vorhandenen Hepatitis das Kind zu schützen, indem es direkt nach der Geburt geimpft wird.


HIV

HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) ist der Erreger, der die Krankheit AIDS (acquired immunodeficiency syndrome) verursacht. Das Virus kann bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Durch Schutzmaßnahmen kann die Infektion vermieden werden daher ist dieser Test sinnvoll. Diese Untersuchung darf ausschließlich nur mit Einverständnis der Mutter stattfinden. Ein Ergebnis wird nicht in den Mutterpass eingetragen.


Toxoplasmose

Der Parasit "Toxoplasma Gondii" wird durch nicht ausreichend erhitztes Fleisch oder Katzenkot übertragen. Eine Erstinfektion in der Schwangerschaft sollte unbedingt vermieden werden, da sie zu schweren Schäden an den Augen und am Gehirn deines Ungeborenen führen kann. Hast du Katzen zuhause oder in deinem Umfeld, lass dich aufklären, auf was du achten solltest. Diese Leistung wird nur auf Wunsch durchgeführt und muss selbst bezahlt werden.


B-Streptokokken-Infektion

An einer Streptokokken-Infektion kann ein Neugeborenes schwer erkranken. Die Keime werden über die Scheide der Mutter bei einer vaginalen Geburt auf das Kind übertragen und können im schlimmsten Fall eine Sepsis auslösen. Dieser Test ist kein Teil der Mutterschaftsvorsorge und wird somit nicht von der Krankenkasse übernommen.


Seite 4 - Vorangegangene Schwangerschaften & Besonderheiten

Hattest du schon eine Spontangeburt, einen Kaiserschnitt, eine Fehlgeburt, einen Schwangerschaftsabbruch oder eine Eileiterschwangerschaft? Dies wird in der oberen Tabelle eingetragen. Um mögliche Risiken für die aktuelle Schwangerschaft oder anstehende Geburt zu erkennen, wird zusätzlich noch die Schwangerschaftsdauer, der Geburtsverlauf mit eventuell aufgetretenen Komplikationen und das Gewicht des Kindes dokumentiert.


Seite 5 - Allgemeine Krankheitsgeschichte & Beratung

Bei der ersten Vorsorgeuntersuchung erhebt deine Hebamme oder dein Frauenarzt anhand eines Fragenkatalogs deine allgemeine Krankheitsgeschichte (Anamnese). Dies gibt Aufschluss über mögliche Risiken.

Zusätzlich wirst du über Risiken und Verhaltensempfehlungen während der Schwangerschaft aufgeklärt. Ist die Beratung erfolgt, wird dies im Mutterpass notiert.


Seite 6 - Besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf & Terminbestimmung

Im Katalog B werden Komplikationen und Besonderheiten, die im Zusammenhang mit deiner laufenden Schwangerschaft stehen, vermerkt.

Außerdem werden aktuelle Erkrankungen, besonders gegenwärtige Belastungen und die Einnahme von Medikamenten, Zigaretten- und Drogenkonsum dokumentiert.

Diese Daten werden gemeinsam mit der allgemeinen Anamnese für die Einstufung einer Risikoschwangerschaft herangezogen.


Terminbestimmung

Der voraussichtliche Entbindungstermin wird ausgehend von der Zykluslänge und dem ersten Tag der letzten Periode oder mit dem genauen Empfängnisdatum berechnet. Der Termin kann im Verlauf auch nochmal korrigiert werden, falls die Entwicklung deines Babys nicht den für dieses Stadium üblichen Werten entspricht.


Seite 7 und 8 - Gravidogramm

Im Gravidogramm werden alle Untersuchungen, die im Verlauf deiner Schwangerschaft gemacht wurden, übersichtlich eingetragen. Die erste Spalte dient für das Untersuchungsdatum und das aktuelle Schwangerschaftsalter wird in Spalte zwei oder drei festgehalten.


SPALTE 4 - FUNDUSSTAND, SYMPHYSEN-FUNDUSABSTAND

Hier geht es um den Höhenstand deiner Gebärmutter. Deine Hebamme oder dein Arzt ertasten den obersten Punkt deiner Gebärmutter, den Fundus uteri, und nutzen die Symphyse oder den Bauchnabel als Orientierungspunkt. In der 24. SSW sollte der Fundus auf Nabelhöhe sein. Somit kann festgestellt werden, in wiefern die Gebärmutter und auch das Kind wächst. Beim Symphysen-Fundusabstand wird der Abstand zwischen der Symphyse und dem Fundus gemessen und auch anhand dieser Messung kann im Verlauf erkannt werden, ob sich das Kind wochengerecht entwickelt.


SPALTE 5 - KINDSLAGE

Die Lage deines Babys hat zu Beginn der Schwangerschaft keine Bedeutung. Da die Kinder noch viel Platz haben, drehen und wenden sie sich stündlich.

Neigt sich die Schwangerschaft dem Ende zu, ist die Kindslage ein wichtiger Parameter für die Planung deiner Geburt. Die Lagen werden meist wie folgt abgekürzt:

SL Schädellage - das Baby liegt mit dem Kopf im Becken

BEL Beckenendlage - das Baby liegt mit dem Steiß im Becken

QL Querlage - das Baby liegt Quer in der Gebärmutter

LL Längslage - sagt nur aus, dass das Kind längs und nicht quer liegt


SPALTE 6 - HERZTÖNE

Hier wird bei einer positiven Herzfrequenz die Häufigkeit der Herzschläge pro Minute oder ein Plus (für positiv) eingetragen. Die Herzfrequenz liegt bei Ungeborenen zwischen 110 und 160 Schlägen pro Minute. Das kindliche Herz schlägt also deutlich schneller als unseres.


SPALTE 7 - KINDSBEWEGUNG

In dieser Spalte wird dokumentiert, wann die Mutter ihr Kind spürt. Die meisten werdenden Mamis spüren ihr Baby ab der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche.


SPALTE 8 - ÖDEME/VARIKOSIS

Ödeme ist das Fachwort für Wassereinlagerungen und Varikosis steht für Krampfadern.


SPALTE 9 - GEWICHT

Die Entwicklung des mütterlichen Körpergewichts ist ein wichtiger Parameter zum Erkennen von schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen wie zum Beispiel der Schwangerschaftsdiabetes oder die Präeklampsie, auch als Schwangerschaftsvergiftung bekannt.


SPALTE 10 - RR SYSTOLISCH/DIASTOLISCH

RR steht für Riva-Rocci, ein italienischer Internist, der die unblutige Blutdruckmessung erfand. Der Blutdruck ist auch wie das Gewicht ein wichtiger Parameter, der zur Erkennung von schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen dient.


SPALTE 11 - HB

HB steht für Hämoglobin. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff und wird zum Sauerstofftransport benötigt. Damit der Körper Hämoglobin herstellen kann, braucht er das Spurenelement Eisen das er aus Lebensmitteln bezieht. Ist dein Hämoglobin-Wert zu niedrig, schließt das auf einen Eisenmangel hin und eine zusätzliche Substitution von Eisen wird empfohlen um eine optimale Sauerstoffversorgung deines Kindes zu gewährleisten.


SPALTE 12 - SEDIMENT

Bei jeder Vorsorgeuntersuchung wird dein Urin auf Eiweiß, Zucker, Nitrit und Blut untersucht. Dies gibt Aufschluss über eine Erkrankung oder Entzündung der Harn- oder Nierenwege.


SPALTE 13 - VAGINALE UNTERSUCHUNG

Hier werden vaginale Tastbefunde deiner Hebamme oder deines Arztes eingetragen, also z.B. die Eröffnung deines Muttermundes(MM) sowie die Länge deines Gebärmutterhalses(cx/ck). Zudem wird hier oft auch der Scheiden-pH eingetragen.


SPALTE 14 - RISIKONUMMER NACH KATALOG B

Bei einer Blutung, einem Harnwegsinfekt, einer Plazentaunterversorgung o.ä. kann die dazugehörige Risikonummer nach Katalog B eingetragen werden.


SPALTE 15 - SONSTIGES, THERAPIEN, MAßNAHMEN

Hier werden weitere Untersuchungsergebnisse eingetragen sowie verschriebene Medikamente, Empfehlungen bei Schwangerschaftsbeschwerden oder Verordnungen.


Seite 9 - Besonderheiten zu den Katalogen A. und B., stationäre Behandlungen & Cardiotokographische Befunde

BESONDERHEITEN ZU DEN KATALOGEN A. UND B. Hier werden Besonderheiten und Ergänzungen zu den Seiten 5 und 6 vermerkt.


STATIONÄRE BEHANDLUNGEN

Hattest du in deiner Schwangerschaft einen stationären Aufenthalt, wird hier das Datum, die Diagnose und die Therapie durch die Klinik vermerkt.


CARDIOTOKOGRAPHISCHE BEFUNDE

Bei medizinischer Indikation gehört ab der 25. Schwangerschaftswoche ein CTG (CardioTokoGraphie) zur Vorsorgeuntersuchung dazu. Meist schreiben die Frauenärzte aber routinemäßig ab der 30./32. Schwangerschaftswoche bei jedem Vorsorgetermin ein CTG. Diese routinemäßige Aufzeichnung der kindlichen Herztöne und Wehentätigkeit ist bei einer komplikationslosen und risikoarmen Schwangerschaft nicht teil der Mutterschaftsrichtlinien und kann von dir abgelehnt werden.


Seite 10 und 11 - Ultraschalluntersuchungen

Laut Mutterschaftsrichtlinien gehören drei optionale Ultraschallscreeninguntersuchungen zur Betreuung einer normalen Schwangerschaft. Die Bedeutung der Abkürzungen habe ich hier für dich zusammengefasst:


BPD Biparietaler Durchmesser (Kopfquerdurchmesser) FOD Frontookziptaler Durchmesser (Kopflängsdurchmesser) KU Kopfumfang CM Cisterna magna (Struktur im Gehirn, hinter dem Kleinhirn)

TCD Transcerebellärer Durchmesser (Länge vom Kleinhirn) ATD Abdomen-Transversaldurchmesser (Bauchdurchmesser quer)

ASD Sagitaldurchmesser (Bauchdurchmesser von vorne nach hinten gemessen) AU Abdomenumfang (Bauchumfang) FL Femurlänge (Länge des Oberschenkelknochens)

Plazenta Mutterkuchen


Seite 12 - Ultraschall-Kontrolluntersuchungen nach Anlage 1B

Werden bei den regulären Ultraschall-Screening-Untersuchungen Auffälligkeiten festgestellt, kann der Arzt weitere Ultraschalluntersuchungen veranlassen und hier dokumentieren.


Seite 13 - Normkurven für den fetalen Wachstumsverlauf

Auf dieser Seite werden die erhobenen Messwerte der Ultraschall-Screening-Untersuchungen in eine Tabelle eingetragen, um die Entwicklung deines Kindes im Verlauf besser zu beurteilen.


Seite 15 - Abschlussuntersuchung/Epikrise

Am Ende der Schwangerschaft werden im Mutterpass nochmals alle Informationen über die Schwangerschaft, die Geburt und das Wochenbett festgehalten. Dies wird von deiner Entbindungseinrichtung nach der Geburt ausgefüllt.


Seite 16 - Untersuchung nach der Entbindung

6 bis 8 Wochen nach der Entbindung erfolgt nochmal eine abschließende Untersuchung durch deinen Gynäkologen.




Ab Seite 17 beginnt eine neue Schwangerschaft. Planst du ein weiteres Kind, ist es sinnvoll den Mutterpass für die neue Schwangerschaft aufzubewahren, da Vorbefunde übernommen werden können.


Führe deinen Mutterpass immer mit dir!


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