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Die Louwen-Diät

Ich war am 28.August 2023 zu Besuch bei Prof. Dr. Louwen in der Universität Frankfurt um mir aus erster Hand die Informationen für euch zu holen. Sein Vortrag dauerte 3 Stunden und war grandios! Wenn ihr in der Nähe von Frankfurt wohnt, oder gerne den langen Weg auf euch nehmt, besucht seinen Elterninfoabend - ein kleiner Crashkurs zum Thema Schwangerschaft und Geburt.

 

Eine Diät in der Schwangerschaft?

Unter Diät verstehen viele "abnehmen" - das sollte man tatsächlich in der Schwangerschaft vermeiden. Das Wort Diät steht aber für die Ernährungs- und Lebensweise eines Individuums.

Prof. Dr. med. Frank Louwen - Leiter der Geburtshilfe und Pränatalmedizin des Universitätsklinikum Frankfurt - rät also zu einer speziellen Ernährungsweise für eine leichtere und schnellere Geburt. Was genau er damit meint und wie man sich ernähren soll, sehen wir uns jetzt an.


Starten wir mit den Versprechen der „Louwen-Ernährung“:

  1. Das Baby kommt rechtzeitig im Geburtszeitraum

  2. Die Geburt schreitet schneller voran

  3. Die Geburt ist leichter

  4. Der Wehenschmerz ist erträglich

Klingt gut? Es ist zu 100% so!

 

Wie funktioniert die „Diät“?

Um auf den Punkt zu kommen, Schwangere sollen 5 Wochen vor der Geburt auf raffinierten Zucker und Weißmehl-Produkte verzichten. Ich weiß, es gibt cooleres, vor allem wenn an heißen Sommertagen das Eis so gut schmeckt oder im Winter die Plätzchen nicht wegzudenken sind - ABER es lohnt sich!

Genau genommen hat Dr. Louwen nichts neues erfunden, sondern setzt nur einen Appell für gesunde Ernährung!


Was tut raffinierter Zucker und Weißmehl im Körper?

Zuerst müssen wir uns dem Blutzuckerspiegel widmen. Was ich vorweg nehmen kann: Ein starker Blutzuckeranstieg im Blut wirkt sich negativ auf die geburtsauslösende Hormone aus!


Nur wie lässt sich der Blutzuckerspiegel regulieren? Am besten schauen wir uns mal den glykämischen Index an:

Der Glykämische Index (auch GI oder Glyx genannt) sagt aus, wie stark die Kohlenhydrate eines Lebensmittels den Blutzuckerspiegel erhöhen. Je geringer der GI, desto weniger und langsamer steigt der Blutzuckerspiegel.

Als Maßstab für den GI wird die Blutzuckerwirkung von reinem Traubenzucker genommen, weil der den stärksten Blutzuckeranstieg unter allen Lebensmitteln verursacht: Dieser hat einen GI von 100 %.

Lebensmittel mit einem hohen GI - zum Beispiel Weißmehlprodukte, Süßigkeiten oder süße Getränke - bewirken einen schnellen Blutzuckeranstieg. Ein plötzlicher hoher Blutzuckerschub lässt den Insulinspiegel im Blut stark ansteigen. Die Aufgabe des Insulins ist es, die Zuckeraufnahme in die Körperzellen sowie den Aufbau (Triglyceridsynthese) und die Ablagerung von Fett zu fördern bzw. den Fettabbau (Lipolyse) zu erschweren.

 

Das Hormon Prostaglandin

Nach dem Insulin schauen wir uns das Prostaglandin an.


In den Wochen vor der Geburt produziert die Plazenta verstärkt das Hormon Prostaglandin sobald die Lungen des Babys ausgereift sind. Das Prostaglandin löst unter anderem Senk- und Latenzwehen aus, um das Kind zu senken und den Gebärmutterhals zu verkürzen.


Das Prostaglandin hat aber noch eine andere unfassbar wichtige Aufgabe: Es sorgt dafür, dass aussreichend Rezeptoren für die Geburtshormone gebildet werden. Nur mit ausreichend Rezeptoren kann der Gebärmutterhals reifen, die Geburtswehen ausgelöst und die Geburtsschmerzen reduziert werden.

 

Was hat der Blutzuckerspiegel mit der Geburt zu tun?

Jetzt kommt wieder das Insulin ins Spiel. Insulin, der Regulator unseres Blutzuckerspiegels, hemmt nämlich die Prostaglandin-Ausschüttung vor der Geburt.


Das Insulin dockt zudem an die gleichen Rezeptoren wie das Hormon Prostaglandin an! Sind die Dockingstationen in unserem Körper, inbesondere unserer Gebärmutter, durch eine zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung schon von Insulin besetzt, können die Prostaglandine nicht mehr anlegen. Kurz um: Der Gebärmutterhals kann nicht reifen und die Geburt wird nicht ausgelöst.


Was passiert mit übrigen Prostaglandinen, die nicht andocken können: Sie stellen die Schmerzrezeptoren scharf! Somit sind Wehen schmerzhafter zu spüren!

 

Was sollte ich also NICHT essen?

Kurz & knapp: Weißmehl und Industriezucker!


Wenn du dir unsicher bist, welche Lebensmittel zu Blutzuckerspitzen führen, habe ich dir eine Liste mit Ampelsystem angehängt, Prof. Dr. Louwen empfiehlt aber, einfach auf Weizen und Zucker zu verzichten, ohne eine Wissenschaft daraus zu machen.


GLYX_Tabelle_Hebamme_Isabelle
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Für wen ist die Diät nicht erlaubt?

Da die Diät die gesunde Ernährung eines Menschen ist, gibt es keine Schwangeren, die sich nicht so ernähren dürfen! Es ist sogar sehr wichtig, in der Schwangerschaft auf eine gesunde Ernährung zu achten, da dein Baby darauf angewiesen ist! Eine Zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung kann beim Ungeborenen zu späterer Fettleibigkeit führen und das Risiko für Diabetes fördern.


Zudem nimmt das Ungeborene in der Schwangerschaft durch kurzkettige Kohlenhydrate unnötig zu, hat dadurch ein höheres Ausgangsgewicht bei der Geburt und somit steigt wiederum das Komplikations- und Kaiserschnittrisiko.


In der Schwangerschaft braucht der Körper nur ca. 250 kcal pro Tag zusätzlich!

 

Und jetzt hast du dich vielleicht gefragt was mit den "sechs Datteln pro Tag" ist?

Prof. Dr. Louwen sagt, dass die Datteln zur Geburtsvorbereitung ab der 37. Schwangerschaftswoche ebenfalls zu Blutzuckerspitzen führen, und besser weggelassen werden sollen.


 

Hier noch zusätzlich ein paar Ernährungs-Tipps:

  • Trinke mindestens 2 Liter am Tag

  • Iss viele kleine Mahlzeiten, pflanzliche- und Vollkornprodukte, sowie fettarmes Fleisch und fettreichen Seefisch

  • Solltest du dich vegetarisch oder vegan ernähren, lass deine Nährstoffe beim Arzt prüfen, um einen Mangel zu vermeiden

  • Solltest du nicht auf mindestens 1x Fisch pro Woche kommen, nimm 200mg DHA/Omega 3 zusätzlich ein - dies braucht dein Baby für die Gehirnentwicklung

  • Nimm Folsäure bis zur 13. Schwangerschaftswoche ein

  • Eine Jodsubstitution von 100-150 Mikrogramm/täglich ist in der Schwangerschaft und Stillzeit empfohlen

  • Achte immer auf eine Vitamin-C-Komponente beim Essen um das Eisen besser aufzunehmen

  • Nimm Vitamin D zusätzlich ein, vor allem in den Wintermonaten



Solltest du Fragen zur Ernährung haben, kannst du mich gerne über mein Kontaktformular kontaktieren. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß, entdeckt neue Rezepte und Speisen und aus meiner Erfahrung raus kann ich euch sagen, ES LOHNT SICH!



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